Saterfriesisches Wörterbuch
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Äbbe, ju

Ebbe: in ju Äi kon man Äbbe un Floud bilíeuwje: in der Sater-Ems kann man Ebbe und Flut erleben. [engl. ebb, ebbtide]

Floud, ju

1. Flut; im Wechsel der Gezeiten ansteigender oder bereits wieder angestiegener Wasserstand: 1.1 twiske Äbbe un Floud: zwischen Ebbe und Flut. 1.2 in ju Seelter Äi is Äbbe un Floud noch tou speren: in der Sater-Ems sind Ebbe und Flut noch zu spüren. 1.3 ju Floud stigt hager, as wie ferwachtjend wieren: die Flut steigt höher, als wir erwartet haben.

oubistale

abbestellen: uus Fädder häd dän Dokter oubistoald, wiel hie so n Bedekäärdel häbe wol : unser Vetter hat den Arzt abbestellt, weil er irgendeinen Gesundbeter haben wollte.

oubitoalje

abbezahlen.

outruggelje

abbetteln; durch ständiges Quengeln erlangen: mien Bäidensbäidene truggelden mie Jeeld foar n Bums ou : meine Enkelkinder bettelten mir Geld für einen Bonbon ab.

ougammelje

abbetteln: ju häd mie n Stuk Späk ougammeld : sie hat mir ein Stück Speck abgebettelt.

oubiete

1. abbeißen: deer koast du n Stuk fon oubiete : du kannst ein Stück davon abbeißen (= du kannst (dir) ein Exempel daran nehmen). 1.3 ju häd de Skoomte dän Kop oubíeten : sie benimmt sich schamlos, lasziv. 2. (Sau) verstoßen; bei der Fütterung beiseite drängen: ju Mutte bit do Faargere ou : die Sau verstößt die Ferkel. 3. durch Beißen oder Stechen töten: do Íemen biete ju Múur ou : die Bienen stechen die Königin tot.

ouböädelje

abbetteln: ju häd mie ju Halloozje ouböädeld : sie hat mir die Uhr abgebettelt.

Jankert, -e, die

jemand, der einem anderen etwas abschmeicheln, abbetteln will.

ouhäbe

1. erfolgreich beenden: wie häbe dän Roage ou : wir haben die Roggenernte erfolgreich beendet. 2. abbekommen: iek wol ook wät fon dän Kouke ouhäbe : ich will auch etwas von dem Kuchen abbekommen. 3. entfernen; entfernen lassen: du moast wät fon dien Híere ouhäbe : du musst etwas von deinen Haaren entfernen lassen.

oukriege

1. entfernen: 1.1 dät Íes fon dät Paad oukriege : das Eis von dem Pfad entfernen. 1.2 (Haare) schneiden lassen: hääst du do Híere oukríegen? : hast du dir die Haare schneiden lassen? 2. abbekommen; einen Teil von etwas bekommen: 2.1 wie kriege n Deel fon ju Äärfskup ou : wir bekommen einen Teil der Erbschaft ab. 2.2 niks oukriege : leer ausgehen. 3. eine Ehefrau/ einen Ehemann finden: 3.1 du hääst Gluk heeuwed, dät du n Wieuwmoanske oukríegen hääst : du hast Glück gehabt, dass du eine Ehefrau gefunden hast. 3.2 ju häd naan oukríegen : sie hat keinen Ehemann gefunden. 4. abmähen: wie häbe dän Roage dälig oukríegen : wir haben den Roggen heute abgemäht. 5. verletzt werden: hie häd niks oukríegen: er ist unverletzt geblieben. stark beansprucht, stark abgenutzt werden: do Klodere kriege bie dut Weder n Masse ou : die Kleider werden bei diesem Wetter stark beansprucht. wegpacken: krig die deer rauelk n Ap(p)el ou! : packe dir ruhig einen Apfel weg!

oupranselje

1. abhandeln. 2. abbetteln.

ouroupe

1. abrufen; veranlassen, dass man den Ort seiner Tätigkeit oder eine Versammlung verlässt: wie sieten eerst n hoolve Úre bieëenuur, as die Fóarsitter ourúpen wude : wir saßen erst eine halbe Stunde zusammen, als der Vorsitzende abgerufen wurde. 2. abberufen: hie waas so kroank, dät wie him as Burgermaaster ouroupe läite moasten : er war so krank, dass wir ihn als Bürgermeister haben abberufen lassen müssen. 3. durch Rufen jemandes Aufmerksamkeit auf sich lenken; durch lautes Rufen erreichen: iek kuud hier nit ouroupe; ju waas tou wíed wäg(e ): ich konnte sie nicht erreichen; sie war zu weit weg.

ouoarbai(d)je

1. durch Arbeit abbezahlen; abverdienen; eine Schuld durch Arbeit tilgen. 2. (+ sik) sich abquälen.

ouhüügje

mit freundlichen Worten jemandem etwas abbetteln, abschmeicheln.

Krääfbieter, -e, die

1. Pferd, das das Holz von seiner Krippe abbeißt; Krippensetzer, Krippenbeißer. 2. unangenehmer Mensch; Griesgram.

heel

1. ganz: 1.1 heel un aal : ganz und gar. 1.2 heel un aal nit! : ganz und gar nicht; keineswegs! 1.3 hie is dän hele Dai deer wezen : er ist den ganzen Tag da gewesen. 2. heil, nicht beschädigt, unversehrt, wohlbehalten: 2.1 sien sere Been is wier heel : sein krankes Bein ist wieder heil. 2.2 hie häd niks oukríegen; hie is heel blíeuwen. : er hat nichts abbekommen; er ist unversehrt geblieben. 2.3 hie is heel wier ätter Húus kemen : er ist wohlbehalten wieder nach Hause gekommen. 2.4 heel moakje : heil, ganz machen; reparieren: die Búur häd dän Woain wier heel moaked : der Bauer hat den Wagen wieder repariert. 3. ganz, unzerteilt: wie häbe him n heel Swien skoankt : wir haben ihm ein ganzes Schwein geschenkt. 4. all: do hele Díerte : alle Tiere. 5. gar: 5.1 heel nit : gar nicht. 5.2 iek kanne dän hele Käärdel nit : ich kenne den Mann gar nicht. [afrs. hêl]

gääst

1. (Land) brach, unbestellt: 1.1 gääst Lound : Brachland. 1.2 gääst foolgje : einen unbestellten Acker oder Brachland pflügen. 1.3 gääst läze läite : brachliegen lassen. 2. (Kühe, Schafe) trocken: 2.1 n gääste Ku : eine unbefruchtete, trockene Kuh. 2.2 n gääst Skäip : ein Schaf, das noch keine Lämmer geworfen hat. 3. (vulgär) ledig: hier in t Täärp rakt et noch n Masse gääste Wieuwljude, man hie häd neen oukríegen : hier im Dorf gibt es jede Menge unverheirateter Frauen, aber er hat keine abbekommen. 4. ohne Flüssigkeit: 4.1 ju Pumpe is gääst : die Pumpe ist leer. 4.2 die Träkpot is gääst : die Teekanne ist leer. 5. kinderlos: n gääst Ächtpoor : ein kinderloses Ehepaar.

liek

1. senkrecht: die Peel stoant liek : der Pfahl steht senkrecht. 2. eben, flach: 2.1 liek Lound : Flachland. 2.2 nu sunt wie liek Lound : jetzt sind wir quitt. 2.3.1 sik liek Lound hoolde : sich über Wasser halten; sich frei von Verschuldungen oder Verpflichtungen halten. 2.3.2 wie mouten tousjo, dät wie mäd uus Búräi liek Lound hoolde : wir müssen zusehen, dass wir den Bestand unseres Bauernhofes sichern. 2.4 ätterdät hie dän Pries wonnen hiede, waas hie liek Lound : er konnte mit dem Preisgeld nur seine Schulden abbezahlen und behielt nichts übrig. 2.5 liek Lound moakje : eine Rechnung bezahlen, begleichen. 2.6 dät is n liek Pound : däs ist eine ebene Fläche. 2.7 dät Lound is hier nit allerwegense liek : das Land ist nicht überall flach oder eben hier. 2.8 in t Lieke brange : 2.8.1 entschädigen; wieder gut machen. 2.8.2 sich in einer Angelegenheit aussöhnen. 2.9 in t Lieke bale : beschönigen. 2.10 iek bän mäd mie säärm in t Lieke : ich bin mit mir selbst im Reinen. 3. gerade: 3.1 n lieke Sträite : eine gerade Straße. 3.2 liek juunuur : gerade gegenüber. 3.3 liek deertou ien : unüberlegt. 3.4 liek heruut : ohne Umschweife; freimütig, ungeschminkt, unverblümt: iek häbe him dät liek heruut kweden : ich habe ihm das unverblümt gesagt. 3.5 liek luke : gerade biegen. 3.6 liek truchgunge : jeden gleich, unparteiisch behandeln. 3.7 hie stuud liek fóar mie : er stand gerade vor mir. 3.8 ju lapt noch mäd lieken Rääg : sie läuft noch mit einem geraden Rücken. 3.9 so liek as n Käärs : so gerade wie eine Kerze. 3.10 liek tou dän Wíend ien : direkt gegen den Wind an. 4. gleich: 4.1 liek uum liek : ohne Zuzahlung. 4.2 jo häbe tuusked liek uum liek : sie haben ohne Zuzahlung getauscht. 5. (Haar) glatt: do Híere hongje hier liek bie dän Kop andeel : die Haare hängen ihr glatt am Kopf herunter. 6. ehrlich: deer gungt et nit liek tou : da geht es nicht ehrlich zu. 7. aufrecht: Bäidene mouten liek sitte un gunge : Kinder müssen aufrecht sitzen und gehen.

tousitte

still dasitzen: du sitst deer tou, as wan du aan mäd de Kulunge kríegen hiest : du sitzt da, als wenn du einen Schlag vor den Kopf abbekommen hättest.

spikkelíerje

1. hoffen: hie spikkelíerde deerap, dät hie wät oukreeg : er hoffte darauf, dass er etwas abbekommen würde. 2. auskundschaften, beschatten, spionieren. 3. mutmaßen, spekulieren.

Ruffel, -e, die

Rüffel, Rüge, Verweis: hie häd n Ruffel oukríegen: er hat eine Rüge abbekommen.

Pilke Ake , die

der einzige Mörder, der aus dem Saterland stammte, und der letzte Verbrecher, der in der ehemaligen Hansestadt Friesoythe enthauptet wurde: du bääst deer beter an tou as Pilke Ake, dan hie häd in Ait dän Kop oukríegen : du bist besser dran als Pilke Ake, denn er hat in Friesoythe den Kopf abbekommen.

Hangstesleek, -sleke, die

Tritt oder Schlag von einem Pferd: hie häd n läipen Hangstesleek kríegen : er hat einen schlimmen Pferdetritt abbekommen.

Bot, dät

1. Raum, Platz: 1.1 deer is neen Bot genoug in dät Húus: es gibt nicht genug Platz in dem Haus. 1.2 Bot moakje, häbe: Platz machen, haben. 2. Erleichterung: et rakt Bot, dät wie dät Húus äntelk oubitoald häbe : es bringt Erleichterung, dass wir das Haus endlich abbezahlt haben.